Ich habe mich mit Christine Rührlinger zu einem Interview getroffen, Geschäftsführerin von Hänsel und Gretel in Wels, eines der führenden Häuser in Sachen Brautmoden weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Frau Rührlinger spricht über Ihre persönlichen Erfahrungen als Braut und wie wichtig es für Sie ist, gemeinsam mit jeder einzelnen Kundin das perfekte Kleid zu finden.
Wie lange sind Sie
schon im Hochzeits Business?
Seit mittlerweile 18 Jahren.
War das immer Ihr
Traumberuf?
Nie. Ich komme aus einer total anderen Branche. Ich bin diplomierte Gesundheitstrainerin und auch ausgebildet in Massage und Fußpflege.
Alles was mit Gesundheit und Körperpflege zu tun hat. Außerdem hab ich eine
Ausbildung als Farb-und Stilberaterin und Visagistin. Ist zwar schon 20 Jahre
her, aber ich profitiere noch heute davon.
Sind Sie auch selbst verheiratet?
Ja, bin ich.
Wie hat Ihr Kleid bei
ihrer Hochzeit ausgesehen?
Ich hatte drei Kleider. Eines für das Standesamt, ein tolles
Brautkleid für die Kirche und eines für
den Abend. Die Fotos haben wir in einem Blaukrautfeld aufgenommen. Das Kleid
für das Standesamt war ganz witzig. Ein Kleid aus unserer Auslage, von der
Sonne schon gebleicht. Mit einem eigenwilligen Schnitt – ganz eng mit einem Schlitz.
Da wir es eh nicht mehr verkaufen konnten, habe ich es mir abschneiden lassen.
Das andere war ein irrsinnig schönes Brokatkleid – qualitativ ganz hochwertig.
Am Abend trug ich ein kurzes Kleid mit einer Schleppe. Nach dem ersten Tanz und
Abendessen habe ich mich umgezogen.
Ist es üblich, daß
sich die Braut umzieht?
Bei uns eher weniger, aber bei südländischen Hochzeiten sehr
wohl und auch in England. Jetzt haben wir wieder eine Braut, die in England
heiratet. Die zieht sich nach der Kirche genauso um wie der Bräutigam. Zuerst
ein Smoking, dann ein Anzug.
Wie hat Ihnen
persönlich das Kleid von Kate Middleton bei der Hochzeit mit Prinz William gefallen?
Mir hat das sehr gut gefallen, bis auf die Falten unterhalb
der Taille. Kate konnte sich das erlauben, weil sie sehr sehr zart ist. Aber
für eine normal gebaute Frau ist das nicht figurfreundlich. Das Kleid habe ich
jetzt schon bei einigen Lieferanten gesehen, aber Kleid mit langen Ärmeln kauft
bei uns niemand. Die wirken streng. Bei uns wollen die Damen luftiger angezogen
sein und Dekollete zeigen.
Setzt so eine royale Hochzeit Trends?
Sicher werden Stile übernommen, aber Kate setzt eher mit
ihrer Tageskleidung Trends. Mit diesem beigen Kleid, das sie beim Empfang mit
Barak Obama trug. Das Kleid war innerhalb von 2 Stunden ausverkauft.
Wie viel kostet ein
Brautkleid?
Grenzen nach oben gibt es nicht. Ich habe zwar im Einkauf
eine gewisse Grenze, damit es nicht utopisch wird. Ein klassisches Brautkleid
fängt bei 700 bis 800 Euro. Im Schnitt kosten die Kleider so um die tausend. Da
spreche ich nicht von Seide oder einem Designerkleid. Im Moment haben wir
Modelle bis zu 8000 Euro im Haus. Wobei
sich so etwas natürlich nicht wie Semmeln verkauft, aber es kommt vor. Die
Braut gefällt sich und sagt: Das ist es mir jetzt wert!
Wie viele Bräute
statten Sie im Jahr aus und wo kommen sie her?
Wir haben viele Kunden aus Oberösterreich, aus ganz Österreich, aber auch Bayern. Ab und zu auch aus dem ferneren Ausland. Vor kurzem sogar eine Dame aus Mexiko City,
die in Österreich heiratet.
Wie läuft so ein
Beratungsgespräch ab?
Die Dame vereinbart einen Termin, das ist Voraussetzung für eine
ordentliche Brautberatung. Sie sollte auch vorbereitet sein, sprich Zeit haben.
Sie sollte sich darauf einstellen, daß sie ungefähr 2 Stunden im Haus sein
wird. Dann wird gemeinsam herausgefunden, was
die Braut will, wo heiratet sie, wie stellt sie sich das vor. Dann
werden die Kleider probiert. Je nach Entscheidungsfreudigkeit wird gleich
gekauft oder einmal darüber geschlafen. Aber die meisten Damen entscheiden sich
eigentlich gleich. Bauchgefühl.
Wann ist der optimale
Zeitpunkt das Kleid zu kaufen?
Den optimalen Zeitpunkt gibt es nicht. Die Braut soll kommen
und sagen, ich will jetzt ein Kleid kaufen und nicht ich muss. In unserem Haus mit
großer Auswahl finde ich mir immer ein
Kleid. Wir haben immer bis zu 1000 Stück im Haus! Viele Bräute kommen erst 2-3
Monate vor der Hochzeit. Die heiraten im September und kommen erst im Juni. Der
kann ich natürlich kein Kleid mehr bestellen, aber sie hat vor Ort so eine
große Auswahlmöglichkeit, daß sie locker ein passendes findet.
Was wäre für Sie
persönlich die Traumlocation für eine Hochzeit?
Ich habe schon so viel gesehen. Ich bin sehr viel auf
Hochzeitsmessen, Ausstellungen und auch
privat oft zu einer Hochzeit eingeladen. Es gibt so viel auf der Welt, was schön
ist. Es ist eben individuell. Ich finde es sollte eine gewisse persönliche Note
haben.
Statten Sie auch
ganze Hochzeitsgesellschaften aus?
Ja, dass kommt sogar immer öfter vor. Speziell dann, wenn
die Kunden von weit her anreisen. Ich hatte
eine Familie aus dem Burgenland, die sind um 10 Uhr vormittag gekommen und bis
16 Uhr geblieben. Braut, Bräutigam, Eltern, Schwiegereltern, Schwester der
Braut mit Freund. Wir haben auch von den Farben her alles abgestimmt. Und wenn
die Braut mit dem Bräutigam kommt, weiß sie dass er bei uns gut aufgehoben
ist. Wir wissen wie das Kleid aussieht
und das macht es einfacher.
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